Praxisprojekt

Erwachsene und Rehabilitation

Fachhochschule Koblenz

FB Soziale Arbeit

Studiengang BASA - online
7./8.Semester (SSl1- WSlI/12)
Abgabe 3 1.10 2011

Modul:

Praxisprojekt

Titel der Veranstaltung

Schwerpunkt: Erwachsene und Rehabilitation

Leitung:

Frau Prof. Dr, Traudl Füchsle- Voigt

Thema der Arbeit:

Pilotstudie -

Tiergestützte Therapie bei Menschen mit Komplexbehinderungen
in einer Einrichtung der Behindertenhilfe dargestellt

am Beispiel von Herrn ...

Verfasserin: ...

lnhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2 Ausgangssituation

2.1 Beschreibung der Einrichtung
2.2 Personenbeschreibung Herr...

  1. Tiergestützte Therapie

3.1 Die Entstehung und Geschichte tiergestützter Therapie

3.2 Die Mensch-Tier-Beziehung

3.2.1 Positive Einflüsse der Tiere auf den Menschen
3.3 DU- Evidenz

3.4 Tiergestützte Therapie mit Hunden
4 Problernerörterung

  1. Zielfomulierung

5.1 Die Hypothesen

5.2 Das Wirkungsziel
5.3 Die Handlungsziele

5.4 Die Teilziele und Indikatoren

  1. Projektplanung und Durchführung
    6.1 Der organisatorische Ablauf

6.2 Die Entwicklung des Evaluationsdesigns
621 Die Methodenwahl

6.2.2 Die Entwicklung der Erhebungsinstrumente

6.3 Die Schritte der Durchführung

  1. Auswertung der Erhebungsbögen

  2. Evaluation

8.1 Die Erfolgsspanne
9. Fazit

  1. Quellenverzeichnis

  2. Eidesstattliche Erklärung

  3. Anhang

 

Praxisprojekt SS 11/ WS 12

 

  1. Einleitung

"Die Natur ist älter als der Mensch. Der Mensch ist älter als die
Naturwissenschc!/i . " Carl Friedrich von Weizenäcker

Schon vor Urzeiten spielten die Natur sowie insbesondere Tiere eine essentielle Rolle im Leben der Menschen. So finden sie auch in den letzten Jahrzehnten eine immer bedeutendere Rolle im Bereich der Sozialen Arbeit, der Gesundheitsfürsorge und in der Psychotherapie. Aber auch im Alltag begleiten Tiere die Menschen beispielsweise in Form eines Haustieres, diese stellen für uns Menschen einen treuen Freund dar. Da wir Menschen zu Tieren eine ganz besondere Beziehung aufbauen können und diese uns Stärken kann, möchte ich mich im nachfolgenden Projekt mit der tiergestützten Therapie befassen. Im Rahmen des Projektes werde ich einen Klienten aus der Wohngruppe, auf der tätig bin, begleiten. Herr... leidet zum einen an starken Impuls durchbrüchen und auf Grund seiner Behinderung an einer Schädigung des Kurzeitgedächtnisses und einer ausgeprägten Spastik, welche motorische Einschränkungen mit sich bringt. Diese Defizite sollen durch eine tiergestützte Therapie vermindert werden. Zudem wird das Projekt durch eine empirische Untersuchung begleitet, welche am Ende ausgewertet wird. Ich werde in den nachfolgenden Kapiteln zu Anfang eine Einrichtungs- sowie ausführliche Klienten Beschreibung abgeben. Darauf folgend werden die theoretischen Grundlagen von tiergestützter Therapie erläutert Nachdem darüber ein für dieses Projekt angemessener Überblick verschafft wurde, werde ich auf die angestrebten Ziele und deren Zielentwicklung eingehen. Dem anschließend werde ich die Planung sowie Durchführung des Projektes und die Erstellung der Erhebungsinstrumente darstellen Zum Ende der Arbeit werde ich die Ergebnisse vorstellen und evaluieren

 

2. Ausgangssituation

2.1 Beschreibung der Einrichtung

Herr... lebt seit November 2005 in der ....Dieses ist eine teilstationäre

Einrichtungfür Menschen mit Behinderungen, welche im Oktober 2005 in Betrieb genommen wurde. Die ...stellt ein ergänzendes Wohn- und Betreuungsangebot in Düs-
seldorf dar und ist ausgerichtet auf Körper- und schwerstmehrfachbehinderte Menschen. Die Aufnahmevoraussetzungen bestehen aus einem Mindestalter von 18 Jahren sowie einer .......

 

 

  1. Beschreibung Herr ...

Im Alter von 9 Jahren verunglückte er im Straßenverkehr, er wurde von einem PKW angefahren. Herr Sch. lag auf Grund seiner Verletzungen vier Monate im Koma. Im Anschluss wurde er weitere vier Monate klinisch behandelt und nahm an einer 2-jährigen Rehabilitationsmaßnahme im Schwarzwald teil. Aufgrund seiner schweren Verletzungen, unter diesen auch ein Schädel-Hirn-Trauma, waren bleibende Schäden, wie ein hirnorganisches Psychosyndrom (IeDl 0: F07.2) mit schweren Persönlichkeitsauffäilig-
keiten mit Neigung zu stark affektiven und sozialen Verhaltensstärungen mit Fremd- und Auto-
aggressionen sowie Realitätsverlust die Folge. Im Weiteren besteht eine spastische, ataktische
Tetraparese mit schwerer Gangstörung Zudem wurde das Kurzzeitgedächtnis von ...
schwer in Mitleidenschaft gezogen Diese Beeinträchtigung führt in seinem Alltag oftmals zu
Schwierigkeiten, welche banale, jedoch auch gravierende Problematiken aufzeigen kann. Diese
Problematik zeigt sich, indem er nach mittlerweile 6 Jahren, noch immer Schwierigkeiten hat,
beispielsweise sein Zimmer auf der Wohngruppe wiederzuerkennen oder sich noch immer nicht

Namen der langjährigen Mitarbeiter (Betreuer) merken kann. Im Gegensatz dazu hat er noch alle
Ereignisse aus der Zeit vor seinem Unfall und die Vorstellung wie sein Leben ohne diesen tragt-
sehen Einschnitt verlaufen wäre präsent Er erinnert sich an seine Kindheit als wäre diese "ges-

tern" gewesen.

...

Die Fähigkeit der Selbstbeschäftigung hat bei ...stark abgenommen, jedoch ist zu erwähnen dass diese bei Herrn ... nie stark ausgeprägt war. Daraus resultierend steigerte sich bei ihm das Gefühl von Langeweile. Hinzukommt das die Fähigkeit des Kurzzeitgedächtnisses noch weiter abnimmt, oftmals erinnert er sich nicht an Gespräche oder Aktivitäten
...

Eine weitere Einschränkung erfährt ... aufgrund seiner spastischen ataktischen
Tetraparese. Bis vor 2 Jahren konnte er noch an einem Rollator laufen und war nur für lange
Strecken auf einen Rollstuhl angewiesen. Mittlerweile ist ... kontinuierlich um sich fort-
zubewegen auf einen Rollstuhl angewiesen Er kann jedoch noch mit Hilfe, allerdings mit star-
ken Gleichgewichtsproblemen, sehr kurze Distanzen laufen Zudem kann er seine linke Hand
aufgrund der Lähmung nur bedingt benutzen, welches er auch überwiegend meidet und alles mit
der rechten Hand erledigt.

....
Sozialkompetenzen bei ...
häufig zeigen wenn er auf Tiere trifft Dieses wurde beispielsweise ersichtlich bei vergangenen
Streichelzoobesuchen, wo er einfühlsam und mit regem Interesse auf die Tiere zu ging und auf
deren Bedürfnisse Rücksicht nahm. Im Weiteren erhielt er im Kindesalter Reittherapie, welche

" Tiergestiitztes Helfen und Heilen bedeutet eine neue lind vermutlich die intensivste Stufe tieri-
scher Domesttkation. Tiere soflen nicht nur für [fiese oder jene Funktion im Dienste des A1el1-
sehen abgcrichtc/lverden, sondern durch ihre bloße Existenz selbst hilfreich sein" 1 .........

 

...5.1 Die Hypothesen

Auf Grund dass Herr Sch. ein großes Interesse an Tieren aufweist, bin ich überzeugt, dass durch

ein gezieltes Einsetzen von Tieren, eine emotionale Veränderung bei ihm, sowie eine geistige

Anregung gegeben werden kann. Im Weiteren glaube ich, dass durch ein gezieltes Konzept einer
Einrichtung, welches den Einsatz von Tieren vorsieht, die Lebensqualität der Klienten und deren

persönlicher Nutzen gesteigert werden kann.

Selbstverständlich ist mir bewusst, dass in der vorgegebenen Projektzeit. Herr Sch keine über-
mäßige Veränderung in seinem Verhalten durchleben kann. Nichts desto trotz bin ich überzeugt,
dass die tiergestützte Therapie Herrn Sch. in seiner Person sowie der Umgang mit ihm positiv

beeinflussen wird. ....

.....

8. Evaluation

"Evaluation sollen alle jene Handlungen heißen, die dazu dienen, den Grad der Reßex:ivitäl von
oder in Lernsituationen zu erhöhen" (Gerl 1983, S 19/9

Aus den Daten der Erhebung lässt sich ableiten, dass Herr S. im Zeitraum der Tiergestützten

Therapie an emotionaler Ausgeglichenheit gewonnen hat sowie seine geistigen sowie motori-
schen Fähig- und Fertigkeiten, in gewissen Bereichen, gestärkt werden konnten Im Weiteren
lässt sich daraus ableiten, dass die tiergestützte Therapie für die Einrichtung, in der Herr Sch.

lebt, von Nutzen war. In dieser Zeit zeigte er, auf Grund der emotionalen Stabilität, weniger

Stimmungsschwankungen. Diese Aussagen unterstützen auch die Ergebnisse, welche von mir im

Zusammenhang dieser Arbeit nicht schriftlich erhoben und ausgewertet wurden,

t '

Reflektiongespräche im Team. In diesen Gesprächen ist auch deutlich zum Vorschein getreten,

dass Herr Sch. in der Zeit der 12 Sitzungen, ausgeglichener wirkte und die Treffen eine positive

Veränderung bei Herrn Sch. bewirkten. Im Alltag zeigte sich oftmals, dass er ruhiger wirkte und

weniger 1: 1 Beschäftigungsangebote einforderte bzw besser damit umgehen konnte, wenn ihm
mitgeteilt wurde dass es derzeit nicht umsetzbar wäre. Insbesondere sein Erinnerungsvermögen,

auf Grund seiner Kurzzeitgedächtnisstörung, zeigte eine fühlbare Verbesserung. Er brachte sich

in Gespräche vermehrt ein und auch alltägliche Abläufe waren ihm öfter als in der Vergangen-

heit präsent Aufgrund dieser Ergebnisse wurden vor einer Woche, 10 weitere Sitzungen ab No-

vember durch die Geschäftsfühnmg bewilligt. Herr Sch. reagierte voller Freude und Begeiste-

rung auf diese Nachricht und bedankte sich direkt bei unserem Geschaftsführer

Im Zuge der Auswertung ist mir aufgefallen, dass einige Fragen in den Fragebögen zu undeut-

lieh formuliert waren. Auf Grund dessen vermute ich, dass es eventuell zu leichten Unsicherbei-

 

ten auf Seiten der bewertenden Personen geführt hat Daneben wurde Ich auch die Art der Fra-
gen, mit dem Kenntnisstand von heute, anders gestalten Das soll bedeuten, dass ich vom jetzi-
gen Standpunkt einen Teil der Fragen durch andere ersetzen würde. Ebenfalls wäre es sinnvoller
gewesen bereits zu Beginn Frau Sch. -P. den Fragebogen einmal ausfüllen zu lassen. Doch auch
mit der Erkenntnis dass die Erhebungsinstrumente für dieses Projekt nicht perfekt waren, bin Ich
von den Ergebnissen zum größten Teil überzeugt. Abschließend möchte ich noch kurz den Blick
aus der Praxis auf ehe Theorie ausrichten. Festzustellen ist, dass die beschriebene Wirksamkeit
die ein Tier auf einen Menschen hat, wie beispielsweise unvoreingenommen auf Menschen mit
Behinderungen zuzugehen, in Bezug auf Herrn Seh. zutreffend war. In diesem Pali hat der Hund
Luna, wie es auch in der Literatur nachzulesen ist, das menschliche Gefühl nach Sicherheit, wel-
ches gerade für Herrn Sch. von großer Bedeutung ist, befriedigt und hat scheinbar dadurch im-
pulsgebend gewirkt, einen heilenden sowie förderlichen Prozess in Gang zu setzen. So spiegelt
sich in der Praxis wieder, dass die in der Literatur beschriebenen Prozesse, welche durch ein Tier
ausgelöst werden können, zutreffend LIDd umsetzbar sind Es zeigt sich das Mensch-Tier-
Beziehung für eine Vielzahl an Menschen von großer Bedeutung sowie gewinnbringend sein

können

8.1 Die Erfolgsspanne

Für meine Person zeigt das Projekt durch die gestaltete Durchführung und Begleitung folgende

Erfolge auf

e Es wurde die Vermutung bestärkt, dass gezielte Angebote in Institutionen welche durch
Tiere begleitet werden, einen positiven Einfluss auf die Klienten nehmen können

  • Ein Weiterer Erfolg ist meines Erachtens, dass Herr Sch. sich in einem positiv fortschrei-
    tenden Prozess seiner Verhaltensentwicklung befindet Außerdem wurde erreicht, dass er
    Anregungen im kognitiven sowie motorischen Bereich erfahren hat, welche sich Z.B. auf

sein Kurzzeitgedächtnis positiv ausgewirkt haben.

9. Fazit

Das Ziel Herrn Sch., emotional zu Stärken sowie seine geistigen und motorischen Fähig- und
Fertigkeiten zu fördern, im Rahmen der Möglichkeiten von i2 Sitzungen, ist meiner Meinung
nach gelungen Es waren deutliche Erfolge in den genannten Bereichen ersichtlich Ich kenne

Herm Sch. seitdem er in die Wohneinrichtung gezogen ist und übernehme seine Bezugsbetreu-

ung, daher habe ich bereits etliche Therapieversuche von ihm begleitet. Auf Grund der positiven
Einstellung, die er Tieren gegenüber zeigt, war ich optimistisch gestimmt, dass sich die tierge-

stützte Therapie gewinnbringend für Herrn Sch. gestaltet. Allerdings stellte die Form von tierge-

stutztet Therapie für mich ein komplettes Neuland dar, nachdem ich mich in die Literatur ein
eingelesen hatte, war ich gespannt wie sich diese in der Praxis gestatten und auch im Blick auf
Herrn Sch. eventuelle Veränderungen bewirken könnte. Im Rückblick muss ich sagen, dass mei-
ne Erwartungen erfüllt und meine Skepsis erloschen ist Ich empfinde die Begleitung durch ein
Tier, in therapeutischen Kontexten, als sehr sinnvoll. Natürlich unter Berücksichtigung der indi-
vidueilen Bedürfnisse der Klienten. Ich habe den Eindruck gewonnen, dass Tiere in einem Men-
schen viel auslösen und dadurch verändern können. Meines Erachtens sollte die Arbeit mit Tie-
ren in der Sozialen Arbeit, aber auch in der Krankenpflege an mehr Selbstverständlichkeit ge-
winnen. Leider ist bedauerlich, dass die Kosten für eine solche Therapieform nur in den seltens-
ten Fällen von den Kassen übernommen werden. In der Regel kommen nur Kinder in den Ge-
nuss, dass eine tiergestützte Therapie z.B. von den Krankenkassen gezahlt wird. Dabei zeigen
dieses Projekt, sowie eine Vielzahl an wissenschaftlichen Studien, dass ein Tier als Begleiter

oder als Co-therapeut viel bewegen kann